Was macht eine perfekte Produktion aus?

Jürgen Rieger hat 2007 als Senior Consultant bei der Perfect Production GmbH angefangen, seit Anfang 2021 ist er Mitglied der Geschäftsleitung. Nach seiner Ausbildung zum Werkzeugmacher folgte ein Studium der Produktionstechnik. Er war sowohl operativ als auch strategisch tätig. Jürgen Rieger weiß also genau, von was er spricht, wenn er Fertigungsunternehmen zu Lean Management, Digitalisierung & Co berät. Im Interview erzählt er, was es für die perfekte Produktion braucht.

Herr Rieger, was ist das Geheimnis – was macht die perfekte Produktion aus?

Jürgen Rieger: Da kommen einige Dinge zusammen. In der perfekten Produktion sind alle Prozesse bekannt, transparent und werden gelebt, es gibt keine Verschwendung, die Durchlaufzeiten sind kurz und alles läuft wirtschaftlich. Für viele Unternehmen bedeutet das erst mal jede Menge Veränderung, aber Veränderung ist der Motor der perfekten Produktion. Deshalb ist es auch so wichtig, dass die Mitarbeiter von Anfang an gut informiert sind und die Veränderungen mittragen, sonst fällt auf kurz oder lang alles wieder zusammen wie ein Kartenhaus.

Was ist die größte Herausforderung auf dem Weg dorthin?

Jürgen Rieger: Oft ist es am schwierigsten, die Mitarbeiter für den Change zu begeistern. Viele von ihnen sind schon seit Jahren in der Produktion, sie haben die Dinge schon immer so gemacht und nicht anders. Oder sie wurden über die Jahre hinweg immer mal wieder mit Veränderungen konfrontiert, die zwar aufwändig waren, dann aber doch zu nichts geführt haben. In beiden Fällen fehlt den Mitarbeitern die Bereitschaft, Dinge anders zu machen. Gerade dann, wenn Unternehmen schon mehrfach versucht haben, Lean Management im Unternehmen einzuführen und es nicht geschafft haben, ist die Hürde umso höher, das Thema noch mal anzugehen. Wieder andere haben plötzlich das Gefühl, jetzt sofort ganz dringend auf den Industrie 4.0 Zug aufspringen zu müssen, weil die Wettbewerber schon digital sind. Solche Unternehmen machen dann schnell den zweiten Schritt vor dem ersten.

Da möchte ich einhaken, welches sind denn die Schritte auf dem Weg zur perfekten Produktion?

Jürgen Rieger: Wir orientieren uns dabei an den fünf Bausteinen der perfekten Produktion. Das hört sich erst mal nach viel Theorie an. Der Ansatz ist aber sehr praxisnah. Am besten ist es, wenn wir uns die Produktion vor Ort anschauen können, um uns gemeinsam mit unseren Kunden einen ersten Eindruck zu verschaffen. Da kann man schon viel erkennen, wie es so läuft und woran es hapert. Auch Gespräche mit Maschinenbedienern, dem Meister oder jemandem aus der Qualitätssicherung sind erforderlich, um die notwendigen Informationen zu sammeln. Mit der Wertstromanalyse bestimmen wir den Status quo, dann geht es an die Lean-Themen, die Digitalisierung und Lean Administration. Last but not least beschäftigen wir uns mit den Kennzahlen und bauen Regelkreise auf. So stellen wir sicher, dass die Verbesserungen der Prozesse auch wirklich nachhaltig sind.

Halten sich Unternehmen immer an diese Abfolge?

Jürgen Rieger: Das kommt darauf an. Manche Kunden gehen das Thema ganzheitlich an. Andere wissen schon genau, was sie wollen – oder zumindest, was sie nicht wollen. Wenn sich ein Kunde seit Jahren mit Lean Management beschäftigt und darin schon richtig gut ist, interessiert er sich jetzt vielleicht für den nächsten Schritt, die Digitalisierung. Dann konzentrieren wir uns darauf. Natürlich haben wir dabei keine Scheuklappen auf: Wenn uns beim Projekt auffällt, dass es auch in anderen Bereichen Optimierungspotenzial gibt, platzieren wir das. So kann der Kunde das in seinem Projekt berücksichtigen.

Manche Unternehmen meinen, dringend auf den Industrie 4.0 Zug aufspringen zu müssen, weil die Wettbewerber schon digital sind. Dann wird schnell der zweite Schritt vor dem ersten gemacht.

Wie unterschiedlich sind die Projekte?

Jürgen Rieger: Der Weg zur perfekten Produktion ist nie genau gleich. Erst mal müssen wir gemeinsam mit dem Kunden herausfinden, was er braucht. Dabei spielt zum Beispiel eine Rolle, ob es sich um eine Massenfertigung oder eine Einzelfertigung handelt. Ein Konzern mit Großserienfertigung, der Produkte in Millionen-Stückzahl herstellt, legt auf ganz andere Dinge Wert als ein Unternehmen, das kundenindividuelle Produkte fertigt. Das bringt unterschiedliche Anforderungen für die Gestaltung eines Produktionsprinzips mit sich. Beim einen geht es um hochtechnische und stark automatisierte Anlagen, die Produkte mit wenigen Varianten in hohen Stückzahlen im Fließprinzip herstellen. Beim anderen geht es um Arbeitssysteme, an denen viel durch Menschenhand passiert. Dort geht es darum, die notwendige Flexibilität abzubilden.

Sie haben gesagt, dass es wichtig ist, die Menschen mitzunehmen, wenn man Dinge verändern will. Wie gehen Sie mit Vorbehalten von Mitarbeitern um?

Jürgen Rieger: Indem wir ihnen auf Augenhöhe begegnen. Ich selbst bin zum Beispiel gelernter Werkzeugmacher, da kommt man im Shopfloor auch schon mal ins Fachsimpeln, wenn man mit den Maschinenbedienern oder Produktionsleitern spricht. Die Mitarbeiter merken dann sehr schnell, dass wir nicht nur oberflächlich daherreden und uns die Hände nicht schmutzig machen wollen, sondern echtes Wissen dahintersteckt. Wir können uns in kurzer Zeit in die Produktionstechnik und -abläufe eindenken, verstehen die Zusammenhänge und stellen die richtigen Fragen. Das schafft Vertrauen. Aber wir sind nicht nur mit Jeans und Sicherheitsschuhen im Shopfloor unterwegs, wir tauschen uns auch mit dem Management aus. Je nachdem, was gerade benötigt wird.

Was macht die Perfect Production GmbH so besonders?

Unsere Kunden merken schnell, dass wir uns bestens in die Produktionstechnik und -abläufe eindenken können und Ahnung haben, von dem, was wir tun.

Jürgen Rieger: Gerade wenn man an die großen Unternehmensberatungen denkt, dann hat man ganz klischeehaft einen bestimmten Typ Mensch im Kopf. Solche Berater sind eher strategisch unterwegs und nicht bis auf Shopfloor-Ebene. Andere kennen sich mit Lean Management aus, aber nicht mit Digitalisierung. Oder ihnen fehlt der Zugang zum Management. Das alles sind Dinge, die wir abdecken und können: Egal, welche Unternehmensgröße, welche Branche und welche Fragestellung. Wir machen das! Da wir eng an MPDV dran sind, bringen wir außerdem ein großes Digitalisierungswissen mit. Trotzdem sind wir anbieterneutral, das schätzen unsere Kunden. Wir schreiben schon seit vielen Jahren MES-Lastenhefte, mit denen unsere Kunden dann in den Ausschreibungsprozess gehen und einen geeigneten Anbieter auswählen können. Dabei macht dann das MES das Rennen, das die Anforderungen des Kunden am besten abdeckt.

Noch mal in aller Kürze: Worauf kommt es an?

Jürgen Rieger: Zwei Dinge: den richtigen Partner und die ganzheitliche Sichtweise. Wir helfen Unternehmen dabei, alle Stufen auf dem Weg zur perfekten Produktion zu bewältigen und bewahren sie vor dem Fehler, die bestehende Komplexität zu digitalisieren. Wir schauen uns erst die Prozesse an und vereinfachen sie, dann optimieren wir sie mit Hilfe der Digitalisierung. Für uns ist es außerdem das A und O, alles auf stabile Beine zu stellen und so auszurichten, dass es dauerhaft im Unternehmen gelebt wird.

Vielen Dank für das Gespräch.

Jürgen Rieger ist Mitglied der Geschäftsleitung der Perfect Production GmbH.
Jürgen Rieger hat 2007 als Senior Consultant bei der Perfect Production GmbH angefangen und ist seit Anfang 2021 Mitglied der Geschäftsleitung. Bildquelle: Perfect Production GmbH

Schreibe einen Kommentar