Was ist Eure Vision der Smart Factory? Interview mit Markus Focke von oee.ai

Overall Equipment Effectiveness (OEE) und Artificial Intelligence (AI) gehören für oee.ai untrennbar zusammen – das macht schon der Name deutlich. Das Unternehmen bietet eine App an, mit der sich dank künstlicher Intelligenz im Handumdrehen der OEE erfassen, analysieren und optimieren lässt. Seit kurzem ist oee.ai auf der Manufacturing Integration Platform (MIP) von MPDV Mikrolab vertreten. Mitgründer Markus Focke erzählt im Interview, was dahintersteckt.

MPDV: Hallo Markus, schön, dass wir zu diesem Interview zusammenkommen. Steigen wir direkt ein. Wer bist Du und was machst Du?

Markus Focke: Vielen Dank. Ich bin Markus Focke und ich habe vor etwas mehr als fünf Jahren mit zwei Partnern oee.ai gegründet. Wir steigern mit einer App die Overall Equipment Effectiveness (OEE) auf Basis der Anlagen- und Fertigungsauftragsdaten. Darüber hinaus bin ich Professor für Operations Management an der FH Aachen und bilde u. a. die nächste Generation Industrial Engineers aus. Zuvor war ich viele Jahre bei Porsche Consulting und habe dort in den unterschiedlichsten Branchen Projekte zur Produktivitätssteigerung gemacht.

MPDV: Das ist spannend. Ihr seid mit oee.ai seit einiger Zeit auf der Manufacturing Integration Platform vertreten. Wie seid Ihr auf MPDV und die MIP aufmerksam geworden?

Markus Focke (lacht): Na, HYDRA als MES der MPDV ist weit verbreitet. Wenn man sich um Shopfloor-Produktivität kümmert, stößt man eher früher als später auf euch. Und als wir dann gesehen haben, dass die MIP auf den Markt kommt und ein offener App-Store – ihr nennt es Ökosystem, weil es mehr ist als nur ein App-Store – sein soll, haben wir Euch angesprochen.

MPDV: Sehr schön. Und jetzt sind wir Partner. Worin siehst Du den Vorteil der MIP?

Markus Focke: Wir sind davon überzeugt, dass die Verbreitung der Smart Factory über eine Plug-and-Play Konnektivität zu den Anlagen kommen wird. Produzierende Unternehmen müssen möglichst einfach an die Anlagendaten herankommen. Und das leistet die MIP. Die Anlage muss einmalig angebunden werden, ab diesem Zeitpunkt hat man eine Universalschnittstelle zu allen möglichen Apps aus dem Marketplace, auch zu unserer. So kann der Betreiber ohne Aufwand Apps ausprobieren. Und er ist nicht an die großen Funktionspakete gebunden, die ein MES alten Zuschnitts zur Verfügung stellt. Künftig kann man sich genau die Apps aus dem Katalog aussuchen, die man braucht. Wenn man heute auf sein Smartphone schaut, kann man sich die Zukunft der Shopfloor-IT gut vorstellen: Ein individuell zusammengestelltes Portfolio nützlicher Apps auf einer einheitlichen Datenplattform.

MPDV: Das ist ein schönes Bild. Was leistet denn Eure oee.ai App mit den Daten der Anlagen?

Markus Focke: Wir wollen die besten Funktionen zur Optimierung der Anlagenproduktivität zur Verfügung stellen. Als Basis stellen wir alle nötigen Kennzahlen – wie die produzierte Stückzahl, den OEE, die Verfügbarkeit oder die Mean Time Between Failure – in konfigurierbaren Web-Berichten bereit. Darüber hinaus weisen wir in diesen Web-Berichten die Verlustgründe detailliert aus und erzeugen so Die nötige Transparenz für Optimierungen.

MPDV: Das ist bestimmt für viele Unternehmen interessant.

Markus Focke: Ja, aber das ist erst der Anfang. Unser Zielbild für eine Smart Factory ist viel größer. Über jeder Anlage und in jedem Büro soll ein schickes Live-Andon-Board hängen. Wir wollen Menschen mit den Daten zum Handeln bewegen. Das Stichwort ist Gamifizierung. So finden wir mit Algorithmen gute Nachrichten im Datenstrom und loben das Team, wenn es zum Beispiel in einer Stunde besonders wenige Kurzstillstände gegeben hat.

MPDV: Daher auch das „ai“ am Ende von oee.ai.

Markus Focke: Ja, die Algorithmen helfen uns unter anderem bei der Gamifizierung. Außerdem analysieren wir mit KI-Algorithmen die verfügbaren Produktionsdaten in Echtzeit. So finden wir Muster und können Hinweise geben, wo es in der Fertigung Optimierungspotenzial gibt. Auch das muss einfach zu erfassen sein. Wir bauen eine Algorithmus-Bibliothek auf, deren Algorithmen man dann für eine Anlage abonnieren kann. Quasi per Checkbox zur KI in der Produktion (lacht). Spaß bei Seite. Wir glauben, man muss kein Datenwissenschaftler sein, um mit Künstlicher Intelligenz Erkenntnisse aus seinen Daten zu gewinnen – und mit oee.ai beweisen wir das.

MPDV: Da habt Ihr ein Zielbild vor Augen, das sicher viele produzierende Unternehmen für ihr Produktivitätsmanagement sehen. Daneben haben die Unternehmen noch weiteren Bedarf an Funktionen. Gebt ihr die Daten, die ihr erfasst, auch weiter?

Markus Focke: Klar. Wir leben in der API-Ökonomie. Wir wollen nicht das nächste Datensilo sein. Es gibt ein paar sehr enge Nachbarn in dem Zielbild. Shopfloor Workflows über Industrial Smartwatches oder digitales Shopfloor-Management zum Beispiel. Auch dazu gibt es Apps im MIP Ökosystem. Datenaustausch zwischen den Apps ist wichtig und einfach.

MPDV: Das wird die Unternehmen freuen. Kommen wir zum Schluss. Was muss man tun, um Eure App in der Fertigung zum Einsatz zu bringen?

Markus Focke: Man braucht zunächst die MIP, die bekommt man von der MPDV. Und dann gibt es im MIP Marketplace einen Button für eine Kontaktanfrage an uns. Wir melden uns. Und dann geht alles ganz schnell.

MPDV: Vielen Dank für das Interview.

Markus Focke, Mitgründer von oee.ai
Markus Focke ist Mitbegründer des Unternehmens oee.ai. (Bildquelle: oee.ai)