5 Bausteine einer perfekten Produktion

Wirtschaftlichkeit allein reicht heute nicht mehr aus – Produktionsunternehmen müssen auch termintreu und flexibel sein. Diese drei Größen beeinflussen sich gegenseitig. Mit einer hohen Flexibilität beispielsweise gehen häufige Änderungen des geplanten Produktionsablaufs einher und das erhöht nicht unbedingt die Wirtschaftlichkeit und Termintreue eines Unternehmens. Die drei Zielgrößen Wirtschaftlichkeit, Flexibilität und Termintreue lassen sich erst vereinbaren, wenn alle Prozesse transparent sind und dadurch schnell auf Veränderungen reagiert werden kann. Folgende 5 Bausteine helfen Fertigungsunternehmen dabei, diese Ziele zu erreichen.

Baustein 1: Analyse des Status quo

Bei der Analyse des Status quo geht es darum, einen schnellen Überblick über die aktuellen Produktionsabläufe sowie über die Informationsflüsse und Planungsabläufe im Unternehmen zu erhalten, um Schwachstellen und Verbesserungspotenziale zu erkennen. Ausgangspunkt ist der Eingang des Kundenauftrags. Von hier sollte der Blick auf einzelne Schritte im Herstellungsprozess gerichtet werden und auf den Materialfluss. Eine Methode um diesen IST-Zustand aufzuzeichnen ist die Wertstromanalyse 4.0. Dabei steht das gesamte Wechselspiel zwischen den einzelnen Prozessschritten, Unterstützungsprozessen und Informations- und Planungsabläufen im Fokus. So werden die untereinander bestehenden Abhängigkeiten deutlich. Für die Beurteilung einzelner Schritte im Herstellungsprozess und Materialfluss werden Kennzahlen berechnet.

Baustein 2: Schlanke Produktionsprozesse (Lean Production)

Ziel ist, Verschwendungen in der Produktion zu eliminieren, die Prozesssicherheit zu erhöhen, sowie Bestände und Durchlaufzeiten zu reduzieren. Verschwendungen lassen sich in zwei Bereiche einteilen. Zum einen betreffen sie einzelne Prozessschritte (Arbeitsplätze, Maschinen) in Form von Stillständen, Fehlern, ineffizienter Bearbeitung, Ausschuss, Nacharbeit. Diese lassen sich durch technische und organisatorische Maßnahmen vor Ort reduzieren, beispielsweise mit der 5S-Methode oder dem Prinzip des Total Productive Maintenance (TPM) und anderen. Andere Verschwendungen betreffen den gesamten Prozess etwa Bestände, Wartezeiten, Transporte. Diese lassen sich durch einen optimierten Wertstrom reduzieren. Hierfür gibt es Gestaltungsrichtlinien wie die Ausrichtung am Kundentakt oder die Einführung einer Fließfertigung. Das Resultat sind schlanke, verschwendungsarme Prozesse.

Baustein 3: Manufacturing Execution System (MES)

Ein Manufacturing Execution System (MES) beinhaltet alle wichtigen Funktionen, um die Transparenz der Herstellungsprozesse sicherzustellen, den Planungsprozess zu unterstützen und Supportbereiche wie beispielsweise Instandhaltung und Qualitätssicherung mit der Produktionsplanung zu synchronisieren. MES sind echtzeitfähig und ermöglichen damit, schnell zu reagieren. Sie bieten einen großen Funktionsumfang und sehr detaillierte Informationen und Auswertungen aus der Produktion.

Die Vorteile von MES im Überblick:

  • Produktionsüberwachung in Echtzeit
  • Kurzfristige Reaktion auf Ereignisse
  • Berechnung und Visualisierung von Kennzahlen
  • Unterstützung des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses (KVP)
  • Daten können sowohl ins ERP als auch in den Shop Floor gespielt werden

Baustein 4: Schlanke Planungsabläufe (Lean Planning)

Bei Lean Planning werden die gesamten Informations- und Planungsabläufe optimiert und schnelle Regelkreise aufgebaut. Das Ziel: Die Planung muss jederzeit über den aktuellen Zustand in der Produktion informiert sein und sie benötigt Tools, um schnell auf Ereignisse reagieren zu können. Deshalb sind die Ablösung von IT-Insellösungen und die Implementierung papierarmer Prozesse von elementarer Bedeutung. Was immer entschieden wird, es muss schnell in der Produktion kommuniziert werden, außerdem in allen produktionsnahen Bereichen, wie Instandhaltung, Werkzeugbau, Qualitätssicherung, Intralogistik und Personalplanung.

Baustein 5: Reportingsystem und KPIs

Der Aufbau eines Reportingsystems und die Definition relevanter Kennzahlen (KPIs) sind wichtige Instrumente auf dem Weg zur perfekten Produktion. Mit ihrer Hilfe kann die Wirksamkeit der Prozessverbesserung kontinuierlich überprüft und bei Abweichungen regulierend eingegriffen werden. Erst so wird ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP) sichergestellt und die Anforderungen der entsprechenden gesetzlichen Zertifizierungen erfüllt.

Wichtige Kennzahlen im Herstellungsprozess und Materialfluss sind beispielsweise:

  • Overall Equipment Effectiveness (OEE): Produkt aus Verfügbarkeit, Leistung und Qualität und damit ein Maß für die Maschinenproduktivität und Prozesssicherheit.
  • Prozesswirkungsgrad (PWG): Verhältnis der Summe der wertschöpfenden Bearbeitungszeiten und der Durchlaufzeit.
  • Bei der Betrachtung des Lean Performance Index (LPI) fließen der OEE und der Prozesswirkungsgrad (PWG) ein. Der LPI berücksichtigt somit die Leistungsfähigkeit der Einzelprozesse sowie den Wirkungsgrad des Gesamtprozesses.

Umsetzung in der Praxis

Bei der Umsetzung der perfekten Produktion besteht sicher in einigen Unternehmen Bedarf an unterstützender Beratung. Die Betriebe benötigen umfangreiche Kenntnisse im Bereich Change und Lean Management sowie detaillierte MES-Kenntnisse. Fehlt ein Teil davon, sind häufig mehrere nicht harmonisierte Parallelwelten das Ergebnis – hier der schlanke Produktionsprozess, dort das IT-System, das kaum zum Produktionsprozess passt. Berater sollten die Themen Lean, Change und IT gleichermaßen betrachten. Nur so kann ein optimales Ergebnis und eine nachhaltige Prozessverbesserung erzielt werden.

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