Treffen sich zwei Werker beim Stammtisch – so könnte ein klassischer Fabrikantenwitz beginnen. In diesem Fall sprechen zwei Mitarbeitende unterschiedlicher Industriebetriebe darüber, wie im jeweiligen Unternehmen das Material von A nach B kommt – also über das Transportmanagement. Man könnte meinen, das sei trivial – ist es aber nicht.
Günter und Harald treffen sich also, um ihr Feierabendbier zu trinken. Günter arbeitet bei einem mittelständischen Metallverarbeiter – dort werden tragende Elemente aus Stahl für Baumaschinen hergestellt. Harald ist aktuell Springer bei einem Kunststoffhersteller. Als Springer steht er einerseits an der Maschine, übernimmt aber auch andere Aufgaben, zum Beispiel das Fahren des Gabelstaplers. Beide sind über 50 und kennen sich schon viele Jahre – eine Zeit lang haben sie in der gleichen Fabrik gearbeitet, die jetzt aber pleite ist. Einmal in der Woche treffen sie sich in der Kneipe und sprechen mal über die guten alten Zeiten und mal über Aktuelles. Heute sind sie irgendwie auf das Thema „innerbetriebliche Transporte“ gekommen.
Noch wie vor 30 Jahren
Günter berichtet: „Bei uns ist das immer noch wie vor 30 Jahren. Wenn jemand Material braucht, dann hat er drei Möglichkeiten: 1. Er geht selbst ins Lager – das macht kaum einer. 2. Er schaut, ob gerade jemand mit Gabelstapler oder Hubwagen in der Nähe ist und bittet den darum, das Material zu holen – da muss man Glück haben. 3. Er ruft im Lager an und bestellt das Material – das funktioniert immer, kann aber dauern. So oder so, man verliert wertvolle Zeit.“
Harald fragt nach: „Aber gibt es bei euch denn immer noch keine digitalen Systeme?“
Günter überlegt und antwortet: „Klar, wir haben ein MES, in dem wir unsere Aufträge an- und abmelden. Aber um das Material muss man sich selbst kümmern.“ Günter erinnert sich daran, wie schwierig es war, die Mitarbeitenden davon zu überzeugen, wie wichtig die Auftragsmeldungen im MES sind und wundert sich, dass man damals nicht auch an das Material gedacht hatte.
Bei uns ist vieles effizienter
„Bei uns ist das alles anders“, berichtet Harald. „Bei meinem Arbeitgeber ist das MES schon lange im Einsatz und wurde ständig weiterentwickelt. Auch das Material wird bei uns schon viele Jahre im MES gebucht. Seit einem Jahr nutzen wir eine neue Funktion im MES, die auch die Transporte organisiert. Seitdem läuft alles noch effizienter.“
Nun fragt Günter nach: „Was meinst Du mit effizienter? Muss man sich jetzt nicht mehr selbst ums Material kümmern?“
„Nein“, antwortet Harald. „Wenn ich neues Material brauche, dann kann ich das über einen Button auf meinem Maschinenterminal anfordern. Das Lager bekommt dann automatisch eine Anforderung und auf dem Bedienpanel des Gabelstaplers erscheint ein neuer Transportauftrag. Das Gleiche funktioniert auch, wenn die Palette mit den fertigen Teilen voll ist. Ich drücke auf den Button und es entsteht ein Transportauftrag zum Abholen der Palette. Das Ganze nennt sich Transportmanagement.“
„Das ist ja genial“, meint Günter. „Sowas wünsche ich mir auch. Und was passiert dann mit diesem Transportauftrag? Du fährst doch auch gelegentlich den Stapler – erzähl doch mal!“
Die Sicht des Staplerfahrers
Harald trinkt einen großen Schluck und berichtet: „Wenn ich in den Stapler steige, dann sehe ich auf dem Bedienpanel alle anstehenden Transportaufträge – da sind natürlich auch welche dabei, die ich selbst erstellt habe. Ich schau‘ mir die Aufträge an, suche mir dann einen aus und reserviere diesen per Klick für mich, damit der andere Staplerfahrer nicht genau den gleichen Auftrag auswählt. Nun fahre ich an den Ort, wo ich das Material abholen soll. Dort angekommen, öffne ich den Transportauftrag, scanne erst den Lagerort und dann die Palette mit dem Material. Das Bedienpanel zeigt nun an, dass der Transport läuft. Ich fahre dann zum Zielort und mache nochmal das Gleiche: Ich scanne den Barcode am Abstellplatz und dann nochmal die Palette. Dann ist der Transportauftrag abgeschlossen und ich kann den nächsten reservieren.“
Günter ist begeistert: „Du kannst also immer nur einen Transport gleichzeitig annehmen?“
Harald ist erstaunt über die Frage: „Ja klar, ich kann ja auch nur eine Palette mit dem Stapler aufnehmen. Aber reservieren kann ich so viele Aufträge, wie ich möchte. Bei uns ist alles auf Paletten – daher habe ich mir diese Frage noch nie gestellt. Aber sicher ist auch eine parallele Verarbeitung möglich, wenn man kleinere Transporteinheiten hat.“ Das müssen die beiden erstmal sacken lassen und bestellen die nächste Runde.
Werkzeuge transportieren
Harald erzählt weiter: „Seit Kurzem testen wir unser Transportmanagement auch mit Werkzeugen. Du weißt ja, dass wir beim Kunststoff-Spritzgießen diese enorm schweren Formen haben, die wir Werkzeuge nennen. Diese Teile können wir jetzt auch per Transportauftrag anfordern. Das erleichtert das Rüsten und sorgt auch hier für Ordnung. Denn jetzt weiß unser MES immer, wo sich die Werkzeuge gerade befinden. Zusammen mit dem Transportauftrag wird automatisch der Lagerort im System geändert.“
„Das ist ja praktisch“, antwortet Günter. „Wir haben zwar keine so großen Werkzeuge, aber dafür sind wir immer auf der Suche nach den halbvollen Materialpaletten. Die bleiben bei uns meist irgendwo stehen und werden erst dann wieder ins Lager gebracht, wenn sie im Weg sind oder wenn jemand was davon braucht. So ein Lagerort im System wäre schon praktisch. Und euer Transportmanagement finde ich auch klasse. Ich werde das mal meinem Schichtleiter erzählen. Wie sagtest du, heißt euer MES?“
HYDRA von MPDV
Harald überlegt kurz und sagt dann: „Also in der Software gibt es zwei Logos: auf dem einen steht MPDV und auf dem anderen HYDRA – oder so ähnlich.“
„Danke, Harald, das google ich gleich mal und schlage unserem Schichtleiter morgen vor, dass er sich das auch mal anschaut“, meint Günter.
„Das klingt nach einem Plan“, sagt Harald. „Dann lass uns jetzt mal über die innerbetrieblichen Transporte in dieser Kneipe sprechen … wo bleibt eigentlich unser Essen?“