Warum braucht die Prozessfertigung einfache Lösungen?
Martin Seer: Das Wichtigste bei jeder Software ist die Bedienerakzeptanz – auch in der Prozessindustrie. Ohne Akzeptanz bei den Nutzern kommt keine Lösung zum Fliegen. Und am besten schafft man Bedienerakzeptanz durch Einfachheit, Übersichtlichkeit und die Nutzung bekannter Bedienelemente. Gerade in der Prozessfertigung werden immer wieder auch Leiharbeitskräfte für eine begrenzte Zeit eingestellt. Hier ist es wenig sinnvoll, wenn die Einweisung in die Software mehrere Wochen dauert – das muss sofort oder vielleicht sogar ohne Einweisung gehen. Um es auf den Punkt zu bringen: Eine App ist wie ein Witz – wenn man ihn erklären muss, dann ist er schlecht.
Auch die Projektgestaltung kann einfach sein. Während der eine Teil der Unternehmen große Ausschreibungen durchführt, braucht es auch eine einfache Alternative. Hierbei muss es möglich sein, eine Softwarelösung schrittweise einzuführen. Der Start in die Digitalisierung muss sich einfach gestalten lassen, und es muss skalierbar bleiben. Nur so können Unternehmen auf die sich ständig wandelnden Anforderungen frühzeitig reagieren. Zudem müssen die Komplexität der Prozesse und regulatorischen Vorgaben beherrschbar bleiben – einfache Lösungen mit ausreichender Standardfunktionalität helfen an dieser Stelle.
In Summe erwarten Unternehmen niedrige Einstiegshürden. Dazu gehören einerseits die Bedienerakzeptanz und andererseits die Skalierbarkeit der Lösungen.
Wie schafft FELTEN es, dass Lösungen einfach sind?
Martin Seer: Ein Aspekt ist sicherlich die Technologie, die wir nutzen. Wir legen großen Wert auf eine intuitive User Experience. Das heißt im Detail, dass wir unsere Lösungen so gestalten, wie ein typischer Operator es erwarten würde. Wir verwenden Piktogramme, die man aus anderen Anwendungen des Alltags kennt und sorgen dafür, dass der Bediener möglichst einfach durch die Dialoge geführt wird. Im Idealfall merkt der Operator gar nicht, dass er ein Computerprogramm bedient. Viele unserer Kunden melden uns auch zurück, dass unsere Lösungen sehr aufgeräumt sind und alles dort zu finden ist, wo man es erwartet – übrigens auch in mehreren Sprachen.
Außerdem sind all unsere Software-Clients webbasiert. Dadurch braucht man lediglich einen Webbrowser und den findet man auf nahezu jedem Gerät – sei es ein Terminal, ein PC oder auch ein Tablett. Man nutzt einfach das Gerät, das am besten zur jeweiligen Umgebung und zur entsprechenden Arbeitsweise passt.
Zur Steigerung der Bedienerakzeptanz sorgen wir bereits bei der Konzeption unserer Lösungen dafür, dass er Operator quasi keine Fehler bei der Nutzung machen kann. Beispielsweise geben wir mögliche Werte vor, prüfen, ob Pflichtfelder ausgefüllt sind oder nutzen Barcodes, um die Verwendung des richtigen Materials sicherzustellen. Hier kommt uns auch unsere jahrelange Erfahrung in der Prozessfertigung zu Gute. Wir wissen, was Anwender brauchen und lernen mit jedem mit neuem Projekt dazu.
Unsere Lösung ist sowohl standardisiert als auch modular. Das heißt, dass der Kunde entscheidet, mit welchem Modul er starten möchte und anschließend gliedert sich jedes weitere Modul ganz einfach an den bestehenden Funktionsumfang an. Innerhalb der Anwendungen liefern wir bereits typische Stammdaten mit, so dass der Kunde möglichst wenig Aufwand bei der Einrichtung hat. Beispiele dafür sind Maschinenstatus oder die Berechnung gängiger Kennzahlen.
Welchen Rat geben Sie Unternehmen, die möglichst einfach besser werden wollen?
Martin Seer: Unternehmen sollten nicht nur mit Bauchgefühl digitalisieren, sondern sich erst einmal ein Bild vom Status quo machen. Dazu empfehlen wir immer eine ganzheitliche Analyse aller Prozesse. Nur so kann man sehen, wo es gegebenenfalls klemmt und wo die größten Potenzial zu erwarten sind. Und dann sollte man klein Anfangen und auf Quick-Wins abzielen. Die Devise heißt ganz klar, mit wenig Aufwand viel zu erreichen. Oftmals lässt sich so eine Amortisierung in weniger als einem Jahr realisieren, so dass durch die Einsparungen die Folgeprojekte quasi selbst finanziert werden.
Ein Beispiel: Einer unserer Kunden konnte durch die Einführung digitaler Checklisten mehr als 600.000 Blatt Papier im Jahr einsparen. Kalkuliert man nicht nur den Papierpreis, sondern auch den Aufwand, den das Unternehmen mit jedem Blatt Papier hat, so kann hier richtig viel Geld gespart werden. Innerhalb kürzester Zeit war die Investition in unsere Lösung hereingeholt und der Kunde konnte weitere Baustellen angehen. So hat auch die Geschäftsführung Freude an der Digitalisierung der Produktionsprozesse.